Wanderung von Ehrwald über den Stopselzieher auf die Zugspitze

Die Zugspitze (2962 m) ist der höchste Berg Deutschlands und somit Top of Germany. Heute führt mich mein Weg von Ehrwald über den Stopselzieher zum Gipfel.

Bereits 3 mal bin ich über das Gatterl auf die Zugspitze gewandert. Heute ist es an der Zeit einen neuen Weg auszuprobieren. Ausgesucht habe ich mir dafür den abwechslungsreichen Weg von Ehrwald über den sogenannten Stopselzieher (Klettersteig).

Gut 2,5 Jahre ist es her, dass ich das letzte mal auf dem höchsten Berg Deutschlands stand. Damals sind wir im Winter mit den Schneeschuhen nach oben gewandert (Link zum Bericht). Es wird also höchste Zeit zurückzukehren.

Schon über ein Jahr träume ich von der Überschreitung der Zugspitze. Die Idee an einem Tag auf der einen Seite aufzusteigen und auf der anderen wieder hinab zu gehen lässt mich nicht mehr los. Viele seltsame Blicke habe ich seit der Geburt dieser Idee geerntet… Aber mei… Kerle haben manchmal seltsame Ideen. :-)

Der Aufstieg zur Wiener-Neustädter Hütte (2216m)

Es ist 05:30 Uhr als wir an der Talstation der Tiroler Zugspitzbahn parken (kostenfrei). Schnell gehen wir noch einmal die Checkliste durch ob wir alles für die kommenden zwei Tage dabei haben. Haben wir! Das wichtigste ist jetzt aber erstmal die Stirnlampe-es ist noch stockdunkle Nacht. Direkt am Parkplatz zeigt uns auch schon der erste Wegweiser die Richtung.

Der anfänglich breite Weg führt uns rechts an der Talstation vorbei und zieht nach wenigen Minuten auch direkt an. Steil geht es jetzt auf den steinigen Wiesen nach oben. Als wir das grasige Gelände verlassen schickt uns eine weitere Markierung nach rechts.

Von hier an wird der Weg zum schottrigen Pfad. Wir wandern in kleinen Serpentinen nach oben und langsam zeigt sich die Landschaft im ersten Licht des Tages.

Inzwischen haben wir schon einiges an Höhe gewonnen und stehen inmitten des Gamskars. Dieses macht seinem Namen alle Ehre und wir bekommen einige dieser Tierchen zu sehen. Für uns geht es jetzt immer weiter nach oben – Serpentine für Serpentine.

Schon von weitem erkennen wir ein seltsames Bauwerk unterhalb des Mittelpfeilers der Bahn. Es handelt sich dabei um die alte Diensthütte der Bergwacht (zumindest sagt dies ein Schild an der Tür)

Natürlich begutachten wir dieses Bauwerk erstmal in aller Ruhe und werfen auch einen genussvollen Blick hinunter ins Tal. Der Aufstieg bis hier her war steil und anstrengend. Diese kleine Ablenkung kommt uns gerade recht. :-)

Nach der Pause führt uns unser Weg an der Hütte vorbei hinüber zu den nächsten Zeitzeugen vergangener Tage.

Selbstverständlich nehmen wir auch diese in Augenschein und ich bin etwas überrascht, dass sie gar nicht so riesig sind wie angenommen.

Um wieder auf den eigentlichen Weg zu kommen müssen wir einige Meter absteigen. Von nun an führt uns ein kleiner Pfad direkt am steil abfallenden Berg entlang.

Nach dem stupiden Aufstieg am Morgen ist der Weg jetzt zum absoluten Genuss geworden. Er ist abwechslungsreich und das Licht der aufgehenden Sonne bringt uns in schwärmen.

Die Zeit vergeht wie im Fluge. Hinter jeder Kurve warten neue Eindrücke auf uns und die mäßige Steigung lässt viel Luft um diese zu genießen.

Die letzte Markierung sagt uns, dass wir in fünf Minuten an der Hütte sind und nach einem letzten kleinen Anstieg lassen wir die Rucksäcke an der Bier Kaffeebank fallen und begrüßen den Wirt mit einem herzigen „Servus! 2 Kaffee bitte“!

Die kleine Hütte glänzt mit urigem Charme und die Besucher sind ebenso herzig-man ist hier eben unter sich. Wir kommen mit einigen anderen Wanderern ins Gespräch und ratschen eine ganze Weile. Es ist so richtig gemütlich.

Gut 2,5 Stunden haben wir von der Talstation bis hier her gebraucht. Die Zeit verging wie im Fluge und wir sind überrascht wie schnell der Aufstieg ging. Unser Ziel scheint schon zum greifen nahe, also reißen wir uns nach einer guten halbe Stunde wieder los.

Der Aufstieg über den Stopselzieher zur Zugspitze

Bereits von der Hütte ist der Zustieg zum Klettersteig (A-B) gut zu erkennen. Bevor wir zum Herzstück der heutigen Tour kommen heißt es erstmal noch einige Meter durch das Schuttkar zu bewältigen.

Meine erste Erfahrung mit diesem Klettersteig war keine gute. Bei meiner zweiten Zugspitzbegehung haben wir mitbekommen wie eine junge Frau, welche in einen Steinschlag gekommen ist, mit dem Heli ausgeflogen wurde. Ausgerüstet sind wir bestens. Klettersteigset, Seinschlaghelm und Handschuhe sind mit dabei. Dazu haben wir die Tour auf einen Dienstag gelegt. Die Gefahr von losgetretenen Steinen verringert sich eben wenn nicht so viele Wanderer unterwegs sind. Am Wochenende ist der Klettersteig immer sehr gut besucht.

Am Einstieg angekommen prüfen wir noch einmal den Sitz aller Gurte und dann kann es auch schon losgehen.

Der Namensgeber ist übrigens ein kleiner Felsüberhang, welcher an einen Tunnel erinnert. Für große Menschen wie mich heißt es hier: Kopf einziehen und in die Knie gehen.

Technisch stellt der Klettersteig kein großes Hindernis dar. Die Tritte sind gut gesetzt und der Fels griffig. die Kraxeletappen wechseln sich immer wieder mit kleinen Gehpassagen ab. Ob man sich hier einklinken muss ist jedem selbst überlassen. An manchen Stellen ist es fragwürdig ob das Sicherungsseil bei einem Sturz nicht eh nachgeben würde.

Je höher wir kommen desto mehr Gehpassagen gibt es. Der Schotter auf dem Pfad nimmt immer mehr überhand und es ist schon etwas müßig zu laufen.

Der endgültige Ausstieg aus dem Steig ist die alte Bergstation der Tiroler Zugspitzbahn.

Nicht besonders schön anzusehen aber immerhin beeindruckend. Der Zahn der Zeit nagt schon deutlich an den alten Mauern.

Von hier aus führt nun ein etwas breiterer und felsiger Weg hinauf zum Grat.

Kurz genießen wir den Blick auf diese mondähnliche Landschaft bevor wir uns an die letzten Meter des Aufstieges machen.

Dieser verläuft weiterhin auf …

Vorbei geht an Versorgungsleitungen und seltsam anmutenden Bebauungen. Die alpine Bergstimmung endet hier und anstatt über einen Stein zu stolpern muss man aufpassen, dass man nicht an einem Rohr oder Kabel hängen bleibt.

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Der Gipfel der Zugspitze

Tschüss Natur – Hallo Massentourismus

Schon von weitem werden wir neugierig von den Besuchern beobachtet. Hier oben ist man eben mit Helm und Gurt, im Gegensatz zu Stöckelschuh und Handtasche, eine Ausnahmeerscheinung.

Oben angekommen stehen wir mitten in den Menschenmassen. Ein kurzer zweifelnder Blick und die Frage „Gipfelkreuz?“ – „Ja“ lassen uns nicht lang verweilen. Wir schieben uns mit den anderen Besuchern hinüber zur Aussichtsplattform. Bereits von hier lassen sich Dramen beobachten. Einige Besucher kriechen fast auf allen Vieren hinüber zum Kreuz und es staut sich an allen Ecken und Kanten. Aber da ich bei meinen letzten Besuchen nicht bis zum Kreuz gegangen bin lasse ich mich heute nicht davon abhalten.

Am Eingang zum Gipfelweg weist ein Schild eindeutig darauf hin: „Achtung, Sie betreten alpines Gelände – Absturzgefahr!“ Hallo?! Alpines Gelände – nicht Rolltreppe!!! Über Turnschuhe rege ich mich an dieser Stelle schon gar nicht mehr auf. Natürlich staut es sich erstmal bevor wir auf den kleinen Grat zur Leiter kommen. Es kann auch noch ein wenig dauern-inzwischen hat vor uns eine ältere Dame einen Heulkrampf. Naja, die Aussicht ist auch von hier toll… Ganz ehrlich?! Muss man um jeden Preis da rüber? Muss man sich selbst überschätzen und in profillosen Schuhen dahin gehen wo es links und rechts mehrere hundert Meter in die Tiefe geht?! Irgendwann dürfen wir dann doch mal an die Leiter und auch hinauf zum Grat.

Am Gipfelkreuz gehen wir, vorerst, vorbei und suchen uns etwas abgelegen ein ruhiges Fleckchen um die Aussicht vom höchsten Punkt Deutschlands zu genießen.

Für einige Minuten können wir den Trubel hinter uns vergessen und einfach nur die Aussicht genießen.

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Gipfelzeit

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Wir liegen in der Sonne, genießen den Blick in die Ferne, quatschen und raten welcher Berg welchen Namen hat.

Die emotionale Aufgeregtheit der letzten Minuten verschwindet so schnell wie sie gekommen ist. (Sorry für die direkte Art aber in meiner Wanderzeit habe ich schon einige Unfälle gesehen. Diese Leichtsinnigkeit mit der sich einige Besucher in dieses gefährliche Gelände wagen regt mich eben auf).

Natürlich darf auch das Gipfelbierchen nicht fehlen. Da der Rucksack schon gut gefüllt war habe ich heute zwar keines dabei aber im Münchner Haus gibt es garantiert eines für mich. ;-) So packen wir wieder unsere Sachen und machen uns, nach dem obligatorischen Gipfelkreuzfoto, wieder auf den Weg zur Gipfelbebauung. Die Hütte ist sehr gut besucht aber wir erhaschen noch einen der wenigen freien Plätze. Mit der Ruhe ist´s nun natürlich wieder vorbei. Die Massen drängen sich dicht an dicht an uns vorbei. Da hilft nur eins-ein großer Schluck (Prost!) und weiter geht´s. Wir drehen noch eine kleine Runde auf der Tiroler Seite und schießen noch einige Erinnerungsfotos.

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Der Abstieg zur Knorrhütte

Um wieder auf unseren Wanderweg zu gelangen müssen wir wieder die kleine Treppe hinabsteigen und dem breiten Weg folgen.

 Es geht am Ausstieg des Stopselziehers vorbei und unser Weg führt uns direkt auf Grenze hinauf zum Grat.

… bis er links in Richtung Schneefernerhaus abzweigt. Gut versichert führt er in kleinen Serpentinen hinunter.

Bis wir etwas oberhalb auf den zweiten Teil des Abstieges treffen, ein steiles Schotterfeld.

Mit unseren Wanderstöcken und dem festen Schuhwerk stellt der Abstieg kein Problem dar. Der Schotter ist tief und wir können schön nach unten gleiten. Wenn man vom Gatterl aus auf die Zugspitze wandert ist diese Etappe noch einmal sehr, sehr schweißtreibend und anstrengend.

Unten angekommen wartet nun eine triste Steinwüste auf uns. Wir kehren dem Platt den Rücken und machen uns auf den Weg zur Knorrhütte. Dieser führt uns gemütlich über kleine Bodenwellen hinunter.

Der Abstieg verläuft locker flockig und wir kommen gut voran. Die aufsteigenden Bergsteiger tun mir allerdings etwas leid. Die Sonne brennt hier heiß vom Himmel und der Weg hinauf zieht sich schier unendlich (von der Hütte benötigt man ca. zwei Stunden bis zum Schneefernerhaus).

Nach gut einer Stunde erblicken wir …

Da auch wir in der Nachmittagshitze gut ins schwitzen gekommen sind steht fest, dass wir da eine kleine Pause einlegen und die Energievorräte wieder auffüllen.

An der Hütte angekommen gönnen wir uns ein Radler und einen deftigen Linseneintopf. Mahlzeit!

Von der Knorrhütte über das Gatterl zur Hochfeldernalm

Frisch gestärkt geht es weiter. Wir haben schließlich noch ein großes Stück vor uns. Wir wandern oberhalb der Hütte in Richtung Ehrwald. Auf uns wartet nun ein gut 45-minütiges flaches Stück.

 Kurz vor dem Gatterl geht es noch einmal kurz steil nach oben …

Insgesamt haben wir heut fünf mal die Grenze überquert. Selbstverständlich nutzen wir dieses schattige Plätzchen um uns noch einmal auszuruhen.

Mit dem Landesnamen verändert sich auch schlagartig die Landschaft. Vor uns liegt ein grünes Tal, eine Wohltat für die Augen.

Wir müssen noch einige Meter hinabkraxeln bis uns der kleine Wanderweg unschwierig etwas hinab und auf der anderen Seite wieder hinauf führt.

Noch einmal heißt es für uns einige Höhenmeter nach oben wandern-bis wir am Hochfelder Joch ankommen. Vor uns öffnet sich nun der Blick auf die letzte Etappe des Tages.

Die kommende halbe Stunde geht es gemütlich den Berg hinunter aber der lange Tag macht sich bereits bemerkbar. Die Beine werden schwer und der Körper gibt erste Signale, dass er bitte Feierabend für heute hätte.

Kurz vor dem Ziel stoßen wir auf eine kalte Quelle, eine Wohltat. Nach der Hitze des Tages ist das erfrischende Wasser einfach nur traumhaft.

Natürlich legen wir auf der Alm noch eine kleine Pause ein. Inzwischen ist es gegen 17:00 Uhr und hinter uns liegen gut 11,5 Wanderstunden, 20 Km, 1800 Höhenmeter im Aufstieg und 1250 Meter Abstieg. Beim Cappuccino lehnen wir uns zurück und kommen auf die Idee einfach hier zu bleiben. Wir haben Glück und es sind noch genügend Betten frei. Die Übernachtung, inklusive Halbpension, kostet 48€ und auf uns warten neugebaute Zimmer und Duschen. Ein Traum sage ich euch!!! Nach der Erfrischung setzen wir uns noch auf die Sonnenterrasse und und genießen im Licht des Abends das leckere Abendessen.

Ich gönne mir bei diesem Schauspiel noch ein kühles Bierchen aber gegen 21:00 Uhr fallen auch mir die Augen zu – also ab in das kuschelige Bett!

Gute Nacht!

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Mein Fazit:

Die Zugspitzüberschreitung an einem Tag: kann man machen-muss man aber nicht. Die Wanderung ist grandios und abwechslungsreich. Für mich war sie die Erfüllung eines lang gehegten Traumes. Zu empfehlen ist die Überschreitung allerdings nur wirklich konditionsstarken Bergsteigern.

Der Aufstieg über den Stopselzieher hat meine Erwartungen übertroffen. Zwar beginnt die Wanderung recht steil aber ist man erstmal an der Bergwachthütte angekommen wird sie landschaftlich und vom Weg zum abwechslungsreichen Genuss. Tolle Ausblicke wechseln sich mit kleinen Kraxelpassagen und flachen Wegstücken ab. Die Wiener Neustädter Hütte ist genau so wie man sich eine urige AV-Hütte vorstellt – super! Der Stopselzieher selbst ist für erfahrene Bergsteiger kein Problem. Der Steig ist gut versichert und ebenfalls abwechslungsreich. Man sollte nur eben nie die Gefahr des Steinschlages außer Acht lassen. Der Gipfel der Zugspitze… Es sollte jedem klar sein, dass man hier keinen einsamen Gipfel vorfindet. Trotzdem ist ein Besuch mehr als lohnenswert. Es ist der höchste Punkt Deutschlands und die Rundumsicht wirklich spektakulär!

Hinter uns liegt eine wirklich tolle und beeindruckende Wanderung – würde ich es wieder machen? JA!!!

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Die Tour bei Komoot

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