Wanderung über die Sellagruppe in den Dolomiten

Die Sellagruppe zählt wohl zu den bekanntesten Gebirgsformationen in den Dolomiten und die Wanderung über diesen massiven Felsstock verspricht atemberaubende Momente.

Bereits Reinhold Messner sagte: „Die Dolomiten sind die schönsten Berge der Erde“ …

… und wir geben ihm Recht! Seitdem mich die Wanderlust gepackt hat gab es kaum ein Jahr in dem es mich nicht nach Südtirol zog und ich zwischen diesen unwirklichen Felsriesen nicht meine Wanderschuhe schnürte. Für besonders spektakuläre Anblicke sorgte dafür immer die Sellagruppe.

Auch dieses Jahr haben wir, das sind meine bergbegeisterten Eltern und ich, uns wieder eine ruhige Pension in den Dolomiten gesucht. Dieses mal sind wir in Corvara / Alta Badia gelandet und vom Balkon aus haben wir einen traumhaften Blick auf den Sassongher (2665m) und natürlich die Sellagruppe. Die Fahrt vom Pordoipass hinauf in die Mondlandschaft zählte bislang in jedem Urlaub fest mit dazu.

Ein älteres Foto von mir sollte euch erklären warum wir immer wieder hier hoch kommen.

Auch mit meinem „alten“ Wanderkumpel Flo / phototravellers.de habe ich bereits den höchsten Gipfel der Sellagruppe, den Piz Boe (3152m), bestiegen.

Aber eine Tour liegt meinen Eltern und mir schon lange am Herzen:

Die Überschreitung der Sellagruppe

Heute ist es endlich soweit und wir brechen auf um unseren kleinen Traum wahr werden zu lassen…

Das Wetter spielt bei dieser Tour eine entscheidende Rolle. In den letzten Tagen hatten wir von Sonnenschein bis zu 15cm Neuschnee schon alles erlebt was der Wetterfrosch zu bieten hat. Heute soll es lediglich bewölkt sein. Also auf zum Abenteuer.

Nach einem reichhaltigen Frühstück in unserer Pension schnüren wir unsere 7 Bergsachen zusammen und machen uns auf den Weg zur Bergbahn Boe. Diese bringt uns von Corvara hinauf zur Piz Boe Alpine Lounge (2224m). Von hier aus geht es mit…

… hinauf zur Franz Kostner Hütte (2500m). Mit den beiden Aufstiegshilfen sparen wir uns ca. 1000 Höhenmeter Aufstieg und vor allem wertvolle Zeit. Diese werden wir im Laufe des Tages noch brauchen. (Außerdem führen die ersten Stunden der Wanderung eh nur durch den Wald… ;-))

Oben angekommen erwartet uns ein fantastischer Blick …

Diese ist auch unser erstes Ziel und nach ca. 10 Min. erreichen wir schon den Gastraum der urigen Berghütte.

Klar, ein Bierchen geht immer aber viel wichtiger ist heute der Hüttenwirt, welchen wir nach den Wegbedingungen fragen. Er mustert uns kurz und weißt uns den Weg, angeblich den schönsten.

Das Glas ist leer, wir verabschieden uns und brechen auf.

Von der Franz-Kostner Hütte zur Eisseespitze (3009m)

Schnell weicht der felsige Untergrund dem Restschnee der vorhergehenden Tage.

Der Weg verläuft bis jetzt ohne große nennenswerte Steigung und es geht mäßig anstrengend dem Talschluss entgegen.

Schon vor der Tour haben wir uns über die kommende Etappe belesen. Wirklich schlau sind wir nicht aus den Beschreibungen geworden. Mal wurde diese als Klettersteig und mal als versicherter Steig bezeichnet. Wir sind gespannt…

Steil geht es nun an der Felswand nach oben.

 

Stufe für Stufe und Tritt für Tritt geht es weiter. Für erfahrene Berggeher stellt diese Passage kein großes Hindernis dar. Eine Gewisse Portion Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollte man aber dennoch im Gepäck haben.

Nach gut 30 Minuten erreichen wir den Ausstieg und schnaufen erstmal durch. Aber unser Abenteuer hat gerade erst begonnen…

Auf den nächsten Metern lehnt sich der Weg wieder zurück und wir können gemütlich weiterwandern.

… an den Fuß der großen Felswand gelangen. Jetzt wartet die nächste kleine Herausforderung auf uns:

Obacht und Ruhe stehen hier an erster Stelle!

Es ist gar nicht so einfach hier einen festen Tritt zu finden um einen sicheren Stand für´s fotografieren zu haben.

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Der Weg zieht sich weiter am Berg entlang und nach einer Rechtskurve entspannt sich die Lage. Wir gelangen wieder in flacheres Gelände und können wieder etwas mehr auf die Landschaft achten.

Am Horizont sieht man schon den großen Reflektor, welcher den Gipfel des Piz Boe verschandelt. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg…

Die letzten Minuten waren geradezu entspannend und wir konnten uns wieder etwas erholen. Die Kraft werden wir beim kommenden Aufstieg auf die 3000m Grenze auch benötigen.

Vor dem Gipfelglück kommt die Anstrengung und für uns geht es wieder in den Schnee.

Inzwischen pfeift uns ein eisiger Wind um die Nase und auch die Anstrengungen des Aufstiegs machen sich bemerkbar. Immer wieder halten wir kurz an um nach Luft zu schnappen. Aber auch einfach nur um die Aussicht zu genießen. Die Minusgrade, der Schnee und die Sonnenstrahlen lassen die Minuten zum alpinen Traum werden. Schnell sind wir uns einige, dass das widrig wirkende Wetter auch seine Vorteile hat. Bei strahlendem Sonnenschein hat man hier kaum die Chance auf Schatten und der gefrorene Schotter, welcher uns heute einen sicheren Tritt bietet, wäre wohl auch schwerer zu gehen. Also ziehen wir uns die Mütze ins Gesicht und machen uns auf den weiteren Weg.

… auf 3009m stehen. Wir haben Glück und der Wind hat wieder etwas nachgelassen. Ein Gipfelkreuz sucht man hier vergebens und lediglich ein kleines Stoamandl markiert das Etappenziel.

Jetzt heißt es erstmal kurz ausruhen, stolz sein und den Blick in die Ferne schweifen lassen.

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Pause

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Leider wird uns doch recht schnell kalt und wir machen uns auf zur nächsten Etappe.

Von der Eisseespitze zum Rifugio Boe

Um Gottes Willen… Wenn ich an die kommenden Zeilen denke stellt es mir jetzt noch die Nackenhaare auf. ;-) Aber lest selbst:

Eigentlich führt von hier aus ein Weg direkt zur Hütte und wir überlegen kurz ob wir diesen wählen sollen. Tun wir nicht! Erstens wollen wir uns einen Traum erfüllen und zweitens führt der Weg direkt unterhalb der steilen Felswand entlang. Bei dem Schnee ist er uns definitiv zu gefährlich. Also bleiben wir auf der ursprünglichen Route und beginnen den Aufstieg zum Piz Boe (3152m) (im Bild erkennt man schon links die Serpentinen)

Bevor es wieder bergauf geht …

Ab hier wird es noch einmal richtig steil und die Aussicht… Naja, ihr seht es ja. ;-)

Jetzt wird’s haarig!

Nicht nur, dass der Aufstieg jede Menge Kraft kostet. Nun liegt die nächste Herausforderung vor uns:

Zwar ist der Fels im Winter (übrigens haben wir gerade September ;-)) absolut trittsicher aber Schnee uns Eis könnten zu ungewollten Rutschpartien führen und diese wären hier mit Sicherheit tödlich. Links und Rechts geht es einige Meter steil den Berg hinunter.

Jetzt zahlt sich der Aufstieg mit der Bergbahn aus! Es ist erst kurz nach Mittag und wir haben noch jede Menge Zeit. Also geht es vorsichtig und langsam Schritt für Schritt über den Grat.

Geschafft!

Noch einmal geht es über einige kleinere Kraxelpassagen steil nach oben bis wir vor uns den …

… erblicken. Da sind wir aber noch lang nicht und es gilt noch ein letztes ausgesetztes Felsband und einen luftigen Grat zu meistern. An dieser Stelle bleibt die Hand lieber am Fels als an der Kamera.

… und mit etwas Angstschweiß auf der Stirn meisten wir auch die letzte haarsträubende Stelle. Uff!!!

Zugegeben, wir schauen uns schon etwas ungläubig an. Sind wir bei dem Wetter echt da drüber? Ja sind wir!!!

Auch wenn es für den einen oder anderen unvernünftig klingen mag aber bei den heutigen Witterungsbedingungen ist es definitiv sicherer als im Sommer! Und ganz ehrlich? Etwas Wahnsinn gehört bei der Etappe dazu. Würde ich den Respekt, den ich in diesen Momenten verspürt habe, verlieren würde ich nicht mehr in die Berge gehen. Hier wird einem wieder bewusst wer in der Welt das sagen hat: nämlich die Natur!

So, der Schweiß ist gefroren, ähm getrocknet also geht es weiter.

Die letzten Meter bis zur Hütte ersparen wir uns und biegen an der Weggabelung Rechts in Richtung Rifugio Boe ab. Wieso? Schon von meinem letzten Besuch weiß ich, dass die Hütte überteuert ist und die Aussicht gibt auch nicht mehr her als auf den letzten Stunden. Außerdem ist der letzte Aufstieg noch einmal richtig steil und der Schnee rutschig. Wir beschließen die Zeit lieber in der Boehütte zu verbringen und so geht es im tiefen Schnee steil nach unten.

Eine Stelle sticht heraus:

… ist mit Eis überzogen uns fordert noch einmal größte Vorsicht.

Wir meistern auch diese Stelle und von nun an zieht sich der Weg in kleinen Serpentinen durch den Schnee.

Jetzt heißt es erstmal aufwärmen, entspannen und natürlich Prost!

Wir lassen uns die Nudeln schmecken und versuchen die Eindrücke der letzten Stunden zu verarbeiten, was uns allen ziemlich schwer fällt. ;-)

Frisch gestärkt machen wir uns irgendwann auf den Weg zu unserer letzten Etappe.

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Vom Rifugio Boe zum Sas Pordoi

Schon beim verlassen der Hütte werden wir vom Stolz erfüllt.

Da der kommende Meter wenig anspruchsvoll ist lassen wir uns von einem mächtigen Stoamandl ablenken.

Auch wenn der Weg für die Touristen gut ausgebaut ist müssen wir immer wieder auf Schnee und Eis achten.

Schon wenige Tage später werden wir dieses von der gegenüberliegenden Seite sehen und eine neue Idee aushecken. ;-) Wenn alles klappt ist dies der nächste Weg für uns auf die Sellagruppe… Aber schauen wir mal ob es davon bald mehr zu lesen gibt. ;-)

Wir nähern uns langsam dem Ende unserer Wanderung über der Sellagruppe, der Bergstation.

Geschafft!!! Wir haben uns unseren großen Wunsch erfüllt und haben die Überschreitung der Sellagruppe gemacht! Die Gedanken kreisen noch immer um die haarsträubenden Grate, die steilen Aufstiege, die eisige Kälte und wir haben wohl das ein oder andere graue Haar dazu bekommen. ;-)

Selbstverständlich genießen wir vor der Talfahrt noch einmal den Blick vom Sas Pordoi:

Einmalig, oder?

Wenige Minuten später gondeln wir gemütlich von den Gipfeln der Sellagruppe in Richtung Pordoipass.

Von hier unten erinnert nichts mehr an die Kälte und den Schnee.

Für den Rückweg nach Corvara nutzen wir einfach den Bus und am späten Nachmittag erreichen wir glücklich und etwas ausgelaugt unsere Pension. Alt werden wir an diesem Abend jedoch nicht und die Lichter gehen schon recht früh aus.

Was für ein Tag!!! :-)

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Die Tour bei Komoot (Wander- und Fahrradapp)

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Mein Fazit:

Unbeschreiblich!

Die Wanderung über die Sellagruppe ist definitiv ein Highlight in meiner Wanderzeit. Trotz der steilen, zum Teil mit Drahtseilen versicherten, Aufstiege und der luftigen Grate war die Tour zu jederzeit gut gehbar. Wer sich auf solch eine Tour einlässt sollte sich vorher bewusst sein was auf ihn wartet. Für erfahrene Berggeher, mit ein wenig alpiner Erfahrung, wird die Tour zum absoluten Genuss! Wer sich unsicher fühlt sollte sich an die örtlichen Bergführer wenden. Die Überschreitung wird in der Region oft geführt angeboten. Falls ihr vor habt diese Tour ebenfalls zu gehen denkt bitte vorher nach was für euch die sicherste Variante ist-denn am Ende des Tages zählt nur, dass wir alle mit tollen Eindrücken wieder sicher im Tal ankommen.

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Ich hoffe dir hat der Bericht gefallen und du besuchst meine Seite bald wieder.

Viele Grüße, Maik

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Wenn du weitere traumhafte Bilder aus der Region entdecken magst schau doch mal in meine Galerie Südtirols Landschaften.

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