Interview mit Biggi & Flo von den Phototravellers

Die Phototravellers im Interview. Flo und Biggi verraten mir heute in einem spannenden Interview wie alles begann und wo ihre Reise hinführt.

Viele von euch kennen die beiden Weltenbummler bereits aus meinen Erlebnisberichten und wir haben gemeinsam schon solch manches Abenteuer erlebt. Dies ist Grund genug euch Biggi Bauer und Florian Westermann von den Phototravellers etwas genauer vorzustellen.

Flo: Es ist nun ziemlich genau drei Jahre her, dass wir uns am Fuß der Alpspitze kennengelernt haben. Seit damals ist vieles bei euch passiert und ihr habt euch von einem kleinen privaten Blog zu einem der zum angesagten Reiseblog Phototravellers hochgearbeitet. Erzähl uns doch bitte wie es dazu kam und wie alles begonnen hat:

Puh, das ging wirklich Schritt für Schritt und vor ein paar Jahren hätten wir auch jeden für verrückt erklärt, der uns das vorhergesagt hätte. Gestartet ist das ganze Projekt ja schon Anfang 2010. Viel mehr als ein paar lausig geschriebene Artikelchen mit ein paar Bildern war das aber nicht. Gedacht war der Blog am Anfang ja auch wirklich nur für Freunde und Bekannte – zu einer Zeit, in der Whatsapp noch kaum verbreitet war und man seine Bilder noch nicht in Sekundenbruchteilen von quasi jedem Ort der Welt um den gesamten Erdball schicken konnte. Zwischenzeitlich stand auch noch lange meine Fotografen-Website im Mittelpunkt, die heute aber komplett im Blog aufgegangen ist. So richtig los ging es mit Phototravellers dann wirklich erst Ende 2015 und dem Umzug der gesamten alten Inhalte auf ein WordPress-System. Das war auch die Zeit, in der wir uns die ersten zaghaften Gedanken um Reichweite und Sichtbarkeit bei Google gemacht haben. Der ganze Blog ist aber nach wie vor im stetigen Wandel und in sechs Monaten kann schon wieder alles ganz anders aussehen als heute, wobei ich inzwischen denke, eine ganz gute Form für die kommenden Jahre gefunden zu haben.

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Oft habe ich dich nachts verflucht weil ich dutzende Whatsapp-Nachrichten von dir mit neuen Bildern oder Beiträgen bekommen habe (obwohl ich mich im Tiefschlaf befand ;-)) Verrate den Lesern doch bitte, was es bedeutet, solch einen Blog zu führen. Es scheint ja wirklich viel Arbeit dahinter zu stecken.

Oh ja, in dem Projekt stecken schon Tausende Arbeitsstunden. Es geht ja nicht nur darum, um die Welt zu reisen und das Leben zu genießen. Viele Menschen denken aber genau das: Als Blogger reist du das halbe Jahr, arbeitest kaum und verdienst dabei auch noch Geld. Die Realität schaut ganz anders aus. Wenn wir einen Trip planen, sitzen wir schon Wochen vor der Reise oftmals bis tief in die Nacht und studieren Land und Leute. Für unsere Fotos brauchen wir tolle Spots. Klar, in Reiseführern und Blogs findet man die bekannten Motive, das ist weniger das Problem. Aber wir wollen unseren Lesern ja auch immer neue Motive zeigen. Um solche Spots zu finden, ist Google Earth eine große Hilfe. Wir „fliegen“ über Küsten und Orte auf der Suche nach potenziellen Highlights. Ein großer Fels im Meer etwa erweckt immer mein Interesse. Oftmals gibt es von diesen Orten keine oder nur total unbrauchbare Fotos. Wie das ganze dann wirklich ausschaut, das sehen wir erst, wenn wir wirklich an Ort und Stelle sind. Es kommt nicht selten vor, dass sich der ganze Aufwand leider nicht lohnt, weil das Motiv doch nicht so spektakulär ist wie erhofft. Aber es gibt natürlich auch die Momente, wo man denkt: Wow, Volltreffer.

Biggi: Es kann aber auch passieren, dass wir nur die GPS-Daten zu einem dieser Spots haben und uns dann durch Gebüsch, unsicheres Gelände schlagen müssen. Manchmal verfluche ich dabei auch schon mal Flo und seine Spots. Aber dann belohnt einen der Ausblick oder Anblick wieder für alles.

Flo: Nach der Planung kommt die Reise. Oft sind wir nur mit Auto, Zelt und Campingkocher unterwegs und verzichten auf jeglichen Komfort. Das mag auch nicht jeder und viele unserer Freunde halten uns wohl auch für ziemlich bekloppt deswegen. Da unsere Trips ja einen Fokus auf Fotos haben, ist es auch die Regel, dass wir nur zwei bis drei Stunden schlafen. Das beste Licht gibt es einfach zum Sonnenaufgang und zum Sonnenuntergang.

Wenn wir dann nach einer kraftzehrenden Reise wieder Zuhause sind, geht’s an die Texte, Fotos und Videos. Um einen Reisetag zu verarbeiten, brauchen wir leicht zehn Arbeitsstunden. Kurzum: Will man einen Blog professionell betreiben, kommt man leicht auf 50 Stunden in der Woche. Bislang machen wir das neben der Festanstellung, aber das ändert sich bald, weil das einfach alles nicht mehr zu schaffen ist.

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Auf eurer Homepage verstecken sich jede Menge abenteuerliche Tourenberichte. Was war für euch das spannendste Abenteuer und bei welchem Trip seid ihr an eure Grenzen gestoßen?

Es gibt immer wieder Momente, an denen man denkt, jetzt reicht’s, ich habe keine Lust mehr. Das kommt aber zum Glück sehr selten vor. Meist wissen wir im Vorfeld, worauf wir uns einlassen, von daher sind böse Überraschungen bisher ausgeblieben. Eine unserer spannendsten Erfahrungen war unsere Nepal-Reise mit dem Trek zum Everest Base Camp. Nicht, weil man auf der Tour tagelang alleine wäre, das ist man nämlich nicht, sondern weil es eine ganz neue Erfahrung war, in Höhen über 5500 Meter vorzustoßen. Wir wussten nicht, wie unser Körper darauf reagiert. Viele Trekker werden höhenkrank, einige zahlen diese Reise auch mit ihrem Leben. Wir waren aber zum Glück gut vorbereitet und es hat auch alles gut geklappt. Es waren schon Strapazen, aber die Eindrücke, die wir auf dieser  beeindruckenden Reise gewonnen haben, waren das mehr als wert.

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Biggi, ihr seid oft tagelang in der Wildnis unterwegs. Für viele Frauen ist es undenkbar sich die Haare nicht waschen zu können oder einfach nur duschen gehen zu können. Wie gehst du mit dieser Herausforderung um?

Viele meiner Freundinnen haben genau die gleiche Frage gestellt. Wir sind alle schon so gewöhnt daran, jeden Tag zu duschen und die Haare zu waschen, dass wir garnicht darüber nachdenken, ob das überhaupt für unseren Körper gesund ist. Klar, niemand will stinken und auch ich hatte schon oft die Begegnung der 3. Art mit Menschen im Fitnessstudio oder in der U-Bahn, die unglaublich gestunken haben. Fakt ist aber auch: Zu viel Hygiene ist für den Körper gar nicht gut. Das mal nebenbei bemerkt. Jetzt könnte ich mit einem zwinkernden Auge sagen, dass wenn Flo und ich unterwegs sind, wir vermutlich beide gleich übel stinken und es dann sowieso nicht mehr riechen. Es gibt aber ein paar Beauty-Tricks ;-), wie man bei längeren Bergtouren vermeidet, zu stark zu riechen oder furchtbar auszusehen. Wobei auch hier sei bemerkt: Wenn du tagelang in der Wildnis bist, kann dir dir das auch egal sein. Ich empfehle als Kleidung Merinowolle – die stinkt nicht so schnell und kann leicht am Fluss ausgewaschen werden. Prinzipiell gilt immer: ja, wenn du länger draußen in der Einöde unterwegs bist, dann gibts da keine Sanitäranlagen. Wer davor jetzt schon Horrorgefühle bekommt, für den ist das dann halt auch nichts. Ansonsten kann das ungemein Spaß machen, nichts um sich zu haben, als die Natur. Ich habe sehr lange Haare und trage diese dann immer zusammengebunden. Zwei wichtige Tools kommen bei einer Outdoor-Tour immer mit – mein Tangle-Teezer und ein Tuch oder Buff. Der Tangle-Teezer, damit meine Haare nicht verknoten. Der Buff kann einerseits Schweiß aufsaugen und andererseits gegebenenfalls weniger schöne Haare verdecken. Ich habe jedoch festgestellt, dass die Haare sich an das “Nichtwaschen” gewöhnen und dann gar nicht mehr fettig aussehen. Mein Tipp: macht den Ansatz, an dem ihr schwitzt, hin und wieder mal nass und lasst die Haarpartie trocknen. Reines Wasser reicht da schon. Auf jede Reise nehme ich auch noch eine kleine Tube Haaröl mit. Damit kann man die Spitzen behandeln und verhindert, dass diese spröde werden. Würde ich jetzt wissen, dass ich zwei Monate draußen unterwegs bin, wären das meine drei wichtigen Tools. Zum Thema Duschen: auch hier reicht es, sich die Achseln oder andere Körperpartien mit Wasser zu waschen und schon sind Gerüche auch wieder verschwunden. Es gibt aber auch Outdoor-Duschgels, die biologisch abbaubar sind und mit denen man sich bei einem Starkregen zum Beispiel unter freiem Himmel waschen kann – so geschehen auf Kauai ;-). Wichtig ist: macht euch lieber Gedanken um eure Kondition, um euren Körper und eure Verfassung, als darum, ob ihr euch genügend waschen könnt. So könnt ihr den Trip viel besser genießen. Am Wichtigsten ist es, dass es euch gut geht.

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Flo, genau wie ich bist du ein leidenschaftlicher Landschaftsfotograf. Zeig uns doch bitte einige deiner schönsten Bilder und verrate uns die Geschichte dazu.

„The Subway“ im Zion Nationalpark in Utah ist nur nach einer langen und schweißtreibenden Wanderung zu erreichen. Zudem gibt es eine strikte Zugangsbeschränkung, um die empfindliche Natur zu schützen. Deshalb hat man gute Chancen, ganz alleine an diesem magischen Ort zu sein.

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Der Strand „Unstad Beach“ auf den Lofoten hat mich sofort in den Bann gezogen. Die großen glattpolierten Felsen direkt am Meer sind ein wahnsinnig tolles Fotomotiv.

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Der Hintersee im Berchtesgadener Land im schönsten Morgenlicht. Dieser Ort ist atemberaubend schön, durch die direkte Lage zur Straße leider oft auch überlaufen.

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Es ist wohl die schwierigste Frage die man jemanden stellen kann der das reisen liebt. Welchen Ort würdet ihr unbedingt einmal mit eigenen Augen sehen wollen?

Biggi: Ich träume schon seit längerem davon, Vietnam zu sehen. Und: ich würde gerne einmal sehen, wenn Schildkröten am Strand schlüpfen und ihnen gegebenenfalls helfen, ins rettende Meer zu kommen.

Flo: Es gibt sehr viele Orte, die ich sehen will. Ganz weit oben auf meiner Liste stehen Patagonien, Grönland und die Antarktis. Aber auch Kanada und die Rocky Mountains im Herbst gehören zu meinen Traumreisezielen.

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Alpspitze, Schafreuter, Hochwanner oder Biberkopf… Das sind nur einige der Gipfel die wir gemeinsam bestiegen haben. Gibt es eine Tour oder ein Erlebnis das euch besonders in Erinnerung geblieben ist?

Der Gewaltmarsch auf den Biberkopf mit anschließender Überschreitung war schon hart, den Weg vergesse ich nicht so schnell. 35 Kilometer und 2200 Höhenmeter in der Sommerhitze und mit der ganzen Ausrüstung waren nicht immer ein Spaß. Aber auch hier ist es wie immer: Im Nachhinein erinnert man sich nur an die schönen Momente und die gab es auf der Tour reichlich.

wanderung-biberkopf (Link zu den Phototravellers)

Biggi: Ich fand die Tour auf die Elmauer Halt richtig klasse. Der Ausblick vom Gipfel ist einfach atemberaubend.

wanderung-ellmauer-halt-wilder-kaiser (Link zu den Phototravellers)

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Bleiben wir in den heimischen Bergen, die Alpen bieten unzählige Ziele und die Zahl der Wanderer wird von Jahr zu Jahr größer. Könnt ihr den Lesern Tipps geben wie man sich auf eine Bergtour vorbereitet

Das kommt natürlich immer auf die jeweilige Person an, deshalb ist es schwer, das pauschal zu beantworten. Anfängern kann ich aber nur raten, nicht zu übertreiben und zunächst mit harmlosen Touren zu starten, womöglich auch mit Unterstützung der Bergbahn. Es braucht eine ganze Weile, bis man mit schottrigen Wegen und ausgesetzten Stellen zurechtkommt. Ganz wichtig ist auch die Ausrüstung. Nie im Leben würde ich auf eine Bergtour gehen ohne gute Wanderschuhe und bequeme Wanderkleidung – auch nicht auf eine kleine.

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Für euch startet bald euer wohl größtes Abenteuer, der Schritt in die Selbstständigkeit. Es ist wohl der Traum eines jeden Bloggers von seinen Erlebnissen zu berichten und davon leben zu können. Wie geht ihr an dieses gewagte Vorhaben heran?

Inzwischen haben wir rund 30.000 Leser im Monat, das ist schon einmal eine gute Basis für die Zukunft. Alleine mit Werbeeinnahmen kann aber natürlich kaum jemand leben. Darum bauen wir rund um die Themen Reisen, Wandern und Fotografie ein Business auf. Dazu gehören etwa Fotokurse, die ich ja schon lange gebe, und Fotoreisen.

Biggi: Wichtig ist es jetzt auch Kontakte zu knüpfen, präsent zu sein und dafür zu sorgen, dass der Blog bekannter wird. Zufällig hat ProSieben auf taff über uns berichtet, der SWR3 hat mit uns ein kurzes Interview geführt und auch sonst sind wir in einigen Magazinen mit Interviews oder Stories vertreten. Auch das ist ganz wichtig, dass man gelesen wird.

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Als interessierter Leser eures Blogs bin ich natürlich neugierig auf das was uns dieses Jahr noch alles erwarten wird. Könnt ihr uns schon etwas verraten was es dieses Jahr alles zu lesen gibt und wo die Reise der Phototravellers dieses Jahr Reise hinführt?

Ab April geht’s so richtig los. Noch haben wir gar keine konkreten Pläne für 2018. Aber natürlich haben wir einige Ideen und mögliche Projekte. Dazu gehören eine Reise in die Karibik, in eine asiatische Metropole und ein Fotoprojekt auf Island im eher schwer zugänglichen Hochland.

Biggi: Spannend wird es auch in Bezug auf Kooperationen. Hier haben wir auch noch ein paar Eisen im Feuer. Langweilig wird es gerade gar nicht. Ich freue mich richtig auf die neue, eigene Herausforderung.

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Vielen Dank euch beiden für die Antworten. Ich wünsche euch für euren Start in die Selbstständigkeit viel Glück und Erfolg und freue mich auf die kommenden Berichte und weitere gemeinsame Abenteuer.

Wenn ihr mehr über die die beiden Weltenbummler von erfahren wollt schaut doch mal bei Ihnen auf der Homepage und ihren Social Media Kanälen vorbei:

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